Straßennamen sind nicht nur dazu da, um uns in der Stadt Orientierung zu geben. Hinter jedem Straßennamen steckt eine Geschichte. Sie erinnern an Persönlichkeiten, machen Orte oder Ereignisse sichtbar oder unsichtbar. Straßennamen prägen das Stadtbild und die urbane Erinnerungskultur.
Wie kommen Straßen in Wien zu ihren Namen?
Vorschläge für neue Straßennamen können von jeder Person bei der jeweiligen Bezirksvorstehung eingebracht werden. Diese werden von der Kulturabteilung der Stadt Wien geprüft und dem Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft vorgelegt. Der Ausschuss trifft die endgültige Entscheidung über die jeweilige Benennung. Die Herkunft der Wiener Straßennamen läßt sich in einem eigenen Online-Lexikon nachlesen.
Straßennamen in Wien
7.549 Straßen und Plätze gibt es insgesamt in Wien, knapp über die Hälfte davon sind nach Personen benannt. Dabei fällt schnell auf: fast alle davon erinnern an Männer. Nur ca. 10% der Straßen in Wien tragen die Namen weiblicher Persönlichkeiten. Sichtbar wird dies im Kartierungsprojekt „Mapping Diversity“.
Erst in den vergangenen Jahren hat sich in Wien verstärkt eine kritische Auseinandersetzung in Bezug auf Orts- und Straßenbenennungen herausgebildet. So werden Straßen nun vermehrt nach Frauen benannt, wie beispielsweise in der Seestadt Aspern.
Zudem gab es 2013 sowie 2021 Berichte von Historiker*innenkommissionen, die personenbezogene Straßennamen auf ihre Geschichte hinsichtlich NS-Zeit, Rassismus, Kolonialismus und weiteren Gewaltverbrechen untersuchten. Dazu wurden auch Empfehlungen für Umbenennungen abgegeben.
Straßen rund um’s Hirschfeld
Umgeben ist das Quartier Hirschfeld von der Gerasdorfer Straße – wenig überraschend nach dem Ort Gerasdorf benannt. Die Kollarzgasse westlich erinnert an Josef Kollarz (1873-1955), der im Armenrat und im Fürsorgewesen aktiv war. Die Sowinetzgasse nördlich ist nach dem Schaupsieler Kurt Sowinetz (1928-1991) benannt, der in den großen Wiener Theatern engagiert war und im Film und Fernsehen Erfolg feierte.
Erweitert man den Radius, lassen sich auch Straßen finden, die die Namen weiblicher Persönlichkeiten tragen. So zum Beispiel die Weinlich-Amann-Gasse: Josefine Amann-Weinlich (1840-1887) war Musikerin, Komponistin und Dirigentin. Sie gründete in Wien 1868 ein Damenquartett, welches später die Basis für das erste Frauenorchester Europas bildete. Damit tourte sie durch Europa und wurde zu ihrer Zeit mit Johann Strauss verglichen.
Musikalisch war auch Mizzi Günther-Pawlowski (1879-1961) unterwegs, sie ist Namensgeberin des Mizzi-Günther-Weges. Mizzi, eine bedeutende Wiener Opernsängerin des 20. Jahrhunderts, verzauberte mit ihrer außergewöhnlichen Stimme und ihrem schauspielerischen Talent das Publikum. Mizzi war nicht nur auf der Bühne, sondern auch als begeisterte Kunstliebhaberin und Mäzenin bekannt.
In Neu Leopoldau finden sich neben dem Mizzi-Günther-Weg noch weitere weibliche Straßennamen, u.a. die Katharina-Scheiter-Gasse. Katharina Scheiter (1871-1954) war zu ihrer Zeit in Leopoldau und in der Großfeldsiedlung sozial sehr engagiert. Oder auch der Jeannie-Ebner-Weg, der an die begabte Journalistin und Schriftstellerin Jeannie Ebner (1918-2004) erinnert.
Der Motesiczkyweg, benannt nach Marie-Louise von Motesiczky (1906-1996) erzählt die Geschichte von Marie-Louise, einer bedeutenden Malerin des 20. Jahrhunderts. Sie floh vor dem Nationalsozialismus und schlägt durch ihre Werke die Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart.
In der Nähe des Gaswerks Neu Leopoldau findet man den Marie-Lang-Weg. Marie Lang (1858-1943) war eine bedeutende Frauenrechtlerin, die im Allgemeinen Österreichsichen Frauenverein (AÖFV) aktiv war. Sie gab die Zeitschrift „Dokumente der Frauen“ heraus und trat für Mutterschutz und die Rechte unehelicher Kinder ein.
Die ausgewählten Beispiele sind nur ein kleiner Einblick in die Geschichte der Straßennamen rund ums Hirschfeld. Es gibt noch viel rund um die Gerasdorfer Straße zu entdecken.


